vonMathias Oertel
Es gibt wenige Serien, die für sich beanspruchen können, seit mehr als 30 Jahren die Spielehistorie begleitet und mitgeprägt zu haben. Doch genau dies ist Konamis Castlevania gelungen, dessen Name in Kombination mit Nintendos Metroid zum Synonym der actionbasierten Plattformers mit clever verzahnten Levels geworden ist. Im Test der Castlevania Anniversary Collection schauen wir, ob die Anfänge dieses Phänomens immer noch faszinieren können.
Seit über drei Jahrzehnten betätigt sich die Belmont-Familie als Vampirjäger. Castlevania, der Anfang der Reihe auf dem Nintendo Entertainment System im Jahr 1987 war zwar noch ein weitgehend linearer Action-Plattformer. Doch mit den Fortsetzungen Simon’s Quest (1988) und Dracula’s Curse (1990), beide ebenfalls noch auf dem NES, wurden die Level weiträumiger und die simplen Sprung-bzw. Kampfmechaniken durch leichte Rollenspiel-Elemente ergänzt. Der ganz große Durchbruch der Serie gelang schließlich 1991 auf dem SNES mit Super Castlevania 4 – auch wenn es sich dabei erzählerisch nur um ein Remake des ersten Teils handelte. Neben diesen vier Episoden warten in der Anniversary Collection auch noch die GameBoy-Ableger Castlevania: The Adventure aus dem Jahr 1989 sowie Castlevania 2: Belmont’s Revenge (1991), Bloodlines, die MegaDrive-Vampirjagd aus dem Jahr 1994 und das rudimentär mit dem Castlevania-Universum verbundene, aber die Ur-Serie parodierende Kid Dracula, das ebenfalls auf dem GameBoy sowie dem NES erschien.
Die Castlevania Anniversary Collection führt Fans in die Anfangsphase der bis heute nachwirkenden Action-Adventure-Serie. © 4P/Screenshot
Mit diesen acht Titeln sowie einem umfangreichen und sehr informativen digitalen Buch, in dem man Artworks, Interviews und vieles mehr findet, ist die Sammlung durchaus ansprechend gefüllt. Dennoch ist schade, dass Konami nicht über den eigenen Schatten gesprungen ist und die ersten zehn Jahre der Vampirjagden in einem Paket schnürte. Denn 1997 erschien mit Castlevania: Symphony of the Night auf der PSone der Titel, mit dem man die Serie bis heute am ehesten assoziiert und der den Castlevania-Anteil an der MetroidVania-Wortschöpfung als Definition eines Subgenres des Action-Adventures maßgeblich definierte. Dies wäre eigentlich der krönende Abschluss dieser Sammlung gewesen – doch Konami war offensichtlich anderer Meinung. Abseits dessen kann man auch angesichts des Fehlens zahlreicher anderer Castlevanias wie Rondo of Blood, Dracula X oder Chronicles vortrefflich über den Inhalt dieser Sammlung oder die Definition von „Anniversary Collection“ streiten.
Technisch zu nah am Original
Es sind auch zwei GameBoy-Titel dabei, die sich technisch allerdings nicht von ihrer Schokoladenseite zeigen. © 4P/Screenshot
Für die Umsetzung der Klassiker hat Konami das erfahrene japanische Studio M2 beauftragt. Per se keine schlechte Entscheidung – mit gelungenen Umsetzungen vor allem von Sega-Klassikern hat man auf zahlreichen Systemen von 3DS bis 360, von PS3 bis Switch die Expertise bei der Retro-Konvertierung bewiesen. Allerdings hat M2 seinen Job in dem einen oder anderen Fall dieser acht Castlevania-Spiele etwas zu genau genommen. Dass die GameBoy-Ableger seinerzeit nicht komplett sauber liefen, ist schön und gut. Allerdings darf man erwarten, dass bei der Umsetzung auf ein modernes System rudimentäre technische Mankos beseitigt werden. Denn in dieser Form, mit dem ständigen Ruckeln und Zuckeln auf dem Bildschirm, machen ausgerechnet diese beiden Titel nur wenig Spaß. Auch Kid Dracula hätte hier und da optimiert werden können, um zwar ein Retro-Spielgefühl, aber eben nicht die Technik-Sperenzchen der damaligen Zeit transportieren zu können.
Kid Dracula wurde als Spin-Off von der Hauptserie inspiriert. © 4P/Screenshot
Dabei hätte sogar eine optionale „Zuschaltung“ des flüssigen Ablaufs gereicht, der bei den anderen Episoden der Sammlung übrigens nur selten gefährdet ist und sich dort nie auf das Spielgefühl auswirkt. Dem halben Dutzend jederzeit umschaltbarer Darstellungsoptionen (u.a. 4:3, 16:19, mit oder ohne Scanlinien) hätte diese Ergänzung auf jeden Fall nicht geschadet. Denn ansonsten gibt es an den Umsetzungen nicht viel zu meckern. Die Steuerung reagiert gut, die Akustik der Konsolenfrühphase wird ebenfalls gut emuliert. Und der Schwierigkeitsgrad von damals ist halt so, wie man damals Spiele gespielt hat: Man wurde gefordert, mitunter sogar über die tolerierbare Frustgrenze hinaus, doch unfair war (und ist) es eigentlich nie – auch wenn man sich dies aus Selbstschutz immer wieder eingeredet hat. Im Gegensatz zu anderen Klassik-Sammlungen wie z.B. den Mega Drive Classics gibt es hier keine Rückspulfunktion, die einem das Vorwärtskommen erleichtern könnte. Man darf nur auf einen Schnellspeicherpunkt pro Spiel zurückgreifen – und damit ist das absolute Minimum an möglichem Zusatzservice erreicht.
1 Fazit
4P|Mathias hat geschrieben: ↑17.05.2019 16:37Dessen ungeachtet weiß ich allerdings genau, wie dieser Fehler entstanden ist: Jedes Mal, wenn ich an Symphony of the Night denke, lande ich eher früher als später bei Bloodstained...
Yupp, bin auch sehr auf BloodStained gespannt. ..^.^''
Und ich freue mich auf eine Castlevania Anniversary Collection 2, mit RoB, DX, SotN und den neueren 2D Dingern.
//Oder noch besser... als physische Variante mit Samlung 1 + 2 ... ... für die Vita..Bloodstained!
Wenn Bloodstained Grütze ist, dann hab ich die ganzen Hüpfsmileys umsonst geschändet!Aloha,
einer der Kollegen war superschnell und hat den Fehler im Fazit korrigiert, den ich zur Sicherheit und Bestätigung auch in meinem Originaltext gefunden habe. Wenigstens im Haupttext hatte ich "Night" verwendet...
Danke für den Hinweis!
Dessen ungeachtet weiß ich allerdings genau, wie dieser Fehler entstanden ist: Jedes Mal, wenn ich an Symphony of the Night denke, lande ich eher früher als später bei Bloodstained...
Cheers,Also klar wäre ein optionaler "ModernMode" bei "ruckligen" GB Spielen nicht falsch..
Aber persönlich ist mir eine "1:1" Emulation definitiv lieber.
Ist zwar unklar inwieweit zukünftig SpeedRuns dieser Titel mit dieser Collection "gerannt" werden können, doch gerade hier ist bspw eine möglichst-nah-am-Original-Umsetzung die gewünschte Form.
Das Fehlen von Rondo of Blood und "Symphony of the Night"ist auch damit zu begründen, dass diese beiden Titel erst vor kurzem im digitalen Bundle erschienen sind.Nicht nur, dass die Titelauswahl einige durchaus interessante Serienableger wie Rondo of Blood oder Dracula X außer Acht lässt, wofür M2 natürlich nicht verantwortlich ist – von einem Symphony of the Blood kann man hier ebenfalls nur träumen.
...da kennt sich wer aus..^^
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